Experimente mit Biofasern und Porzellan
2010/11
In einem Kooperationsprojekt mit dem DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrtechnik) sollen neue Anwendungsbereiche für Biofaserverbund-Werkstoffe gefunden und Produkte gestaltet werden.
Jedoch werden Biofasern in der Verarbeitung zum Verbundwerkstoff in der Regel ebenso wie Synthetikfasern mit einem Kunstharz als Matrix vernetzt. Diese Verwendung wird den Eigenschaften und Möglichkeiten der Biofasern jedoch nicht gerecht. Um die Bedeutung vom Biofaserverbund radikal zu verändern, beschäftigten wir uns im Experiment gleichermaßen mit Faser und Matrize. Nach zahlreichen Versuchen faszinierten uns drei für Biofasern spezifische Materialeigenschaften:
Ihre gute Saugfähigkeit, Brennbarkeit, sowie die Verarbeitungmöglichkeiten der Fasern in textiler Form.
In Experimenten mit verschiedenen Matrizen erweist sich Porzellan als besonders interessant: Beim Brennen der Keramik verschwindet die Faser rückstandsfrei, der Verbund von Faser und Matrix besteht nur temporär.
Ein neu entwickeltes Verarbeitungsverfahren macht sich diese Eigenschaften des temporären Verbundes zunutze. Die Faser wird zu einer gefäßartigen Form vernäht. Durch Eingießen des Porzellans in die in einer Halterung rotierende Textilform entsteht der Verbund. Die Fasern saugen dabei Wasser auf, das Porzellan lagert sich an der Innenseite des Textils an. Die auftretenden Fliehkräfte generieren die endgültige Form, das Porzellan trocknet während des Rotationsvorgangs. Die nun funktionslose Faser wird weggebrannt, im Porzellan bleiben jedoch Struktur, Nähte und stofftypische Faltenwürfe erhalten.
Der Prozess prägt die Gestaltung der Objekte, Funktion von Faser und Matrize sind in einer zeitlichen Abfolge durch den Prozess klar definiert und determiniert.
Gemeinschaftsprojekt mit Bernhard Fehr